Diskussion mit Hartz IV-Kritikerin Inge Hannemann über die Folgen der Corona-Krise für die wirtschaftlich Schwachen der Gesellschaft

Die aktuelle Corona-Politik verschärft die soziale Spaltung der Gesellschaft und benachteiligt all jene, die schon vor der Krise wenig besaßen. Was genau bedeutet das für die von Armut Betroffenen bzw. Bedrohten und wie müsste eine Corona-Politik aussehen, die sie nicht weiter abhängt? Um diese Fragen geht es bei der Online-Diskussion der LINKEN Gelsenkirchen am Freitag, 16. April, ab 18.30 Uhr über Zoom (Meeting-ID: 945 5432 9653).

 

„Das System Hartz IV spaltet die Gesellschaft, es zerstört die Zukunft von Kindern und verschärft die Lage derjenigen, die besonders betroffen sind von den Coronamaßnahmen. Deswegen möchten wir insbesondere diese Menschen zu unserer Veranstaltung einladen“, sagt Kreissprecher Hartmut Hering. Zu Gast sein werden Inge Hannemann, Autorin des Buches „Die Hartz IV Diktatur“ und langjährige Kritikerin der Agenda 2010 Reformen, sowie ein Hartz-IV-Empfänger, der von seinen Erfahrungen in der Corona-Krise berichten wird.

Alle Interessierten sind zur Teilnahme und zum Mitdiskutieren herzlich eingeladen. 

Warum ist diese Veranstaltung überfällig?

„Es ist dringend notwendig die besonders Benachteiligten der Krise zu Wort kommen zu lassen. Insbesondere in Gelsenkirchen spüren wir die Auswirkungen einer verfehlten Corona-Politik. Wir haben mehr arme Rentner, prekäre Beschäftigungsverhältnisse oder Empfängerinnen von Hartz IV als andernorts. Wir sind trauriges Schlusslicht in Sachen Kinderarmut. Bund und Länder schielen nur auf das Wohlergehen großer Unternehmen und richten ihre Corona-Politik an deren Interessen aus. Eine deutliche finanzielle Verbesserung der Situation für die ärmeren Bevölkerungsteile fällt schlichtweg hinten rüber. Das erhöht den Leidensdruck für die Betroffenen enorm“, so Hering weiter. 

Zahlreiche Statistiken, wie zuletzt im Datenreport des Statistischen Bundesamts, wiesen eine Erhöhung der ungleichen Vermögensverteilung in Deutschland in Folge der Krise nach. 

„Wer von Hartz IV lebt, kann sich nicht mal eben für 30 Euro FFP2-Masken kaufen. Generell sind die Lebenshaltungskosten während der Krise gestiegen: höhere Ausgaben für Strom und Heizung, höhere Preise für Grundnahrungsmittel. Gleichzeitig sind zusätzliche Verdienstmöglichkeiten wie zum Beispiel in der Gastronomie weggebrochen. Noch mehr trifft es Familien und ihre Kinder. Nicht nur, dass das kostenlose Schulessen wegfällt. Das Homeschooling an sich wird bei fehlenden Rückzugsmöglichkeiten zum ruhigen Lernen, fehlenden digitalen Endgeräten oder nicht vorhandenem schnellen Internet zu einer Zerreißprobe mit schweren Folgen für die Zukunft der Kinder“, erklärt Hering. 

Ebenfalls wies die Bundesagentur für Arbeit einen Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit in der Bevölkerung aus. „Die Zahlen machen deutlich: Wer in der Krise arbeitslos wird, bleibt es auch erst einmal. Das neoliberale Dogma von ‚Fördern und Fordern‘ gerät in der Krise zu einem existenzvernichtenden Regime zum großen Nachteil für unsere Stadtgesellschaft. Hilfe vom Staat ist nicht zu erwarten. Der von der Bundesregierung beschlossene Corona-Zuschuss von 150 Euro für Empfängerinnen und Empfänger von Hartz IV ist ein Tropfen auf dem heißen Stein und eher eine Beleidigung. Was die Betroffenen nun fordern und welche Lösungen es jetzt braucht, darüber wollen wir bei unserer Veranstaltung am 16. April diskutieren.“