Es muss ein Paradigmenwechsel stattfinden

Unter dem Titel „Ist die Pflege noch zu retten?“ läutete unsere Veranstaltungsreihe „Roter Freitag“ unter Teilnahme vieler Menschen aus dem Gesundheitsbereich am 16. November das Wochenende mit einer offenen Debatte zum Pflegenotstand ein. Mit dabei war auch Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsexpertin Sylvia Gabelmann.

„Es muss ein Paradigmenwechsel stattfinden“, forderte Gabelmann im Rahmen der Diskussion im gut gefüllten Werner-Goldschmidt-Salon. Dieser beinhaltet ein Umdenken bei der Finanzierung des Gesundheitssystem, mehr Stellen in der Pflege und eine verstärkte gewerkschaftliche Organisierung der Beschäftigten.

Mehr Informationen zu den Positionen der Linke zum Pflegenotstand: www.pflegenotstand-stoppen.de/hintergrund/

Auch Laien konnten an dem Abend im Rahmen eines Vortrags erfahren, was hinter Begriffen wie Kopfpauschale, ICD oder OPS steckt. Die Veranstaltung bot ebenfalls die Gelegenheit für verschiedene Anwesende über die demotivierenden Zustände in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen zu berichten, die Teil ihres Berufsalltags sind. Die anschließende Diskussion über bessere Bedingungen im Pflegebereich stellte unter anderem das Problem der gewerkschaftlichen Organisierung in den Mittelpunkt. Eine der Anwesenden berichtete sogar, ihr Arbeitgeber verhindere die Bildung eines Personalrates. Gabelmann fügte hinzu, positive Beispiele wie die Charité Klinik zeigten, dass eine gute Organisation möglich ist. Daneben böte das Gesundheitssystem in Kuba das beste Beispiel, wie gute Gesundheitsversorgung mit geringen Kosten möglich ist.

Ein weiterer Aspekt war die geplante Schaffung von 13.000 neuen Stellen im Pflegebereich durch die Bundesregierung ab 2019. Die Linke schätzt den Bedarf an Pflegekräften derzeit auf 100.000 Stellen. Doch allein neue Stellen zu schaffen reiche nicht aus, meinte Gabelmann. Schon jetzt sind 36.000 Stellen in der Pflege unbesetzt. 

Einfache und schnelle Lösungen zu versprechen, das machte der Erfahrungsaustausch deutlich, versperrt den Weg für langfristige Lösungsansätze. Dies beginnt schon beim Aufbau eines Problembewusstseins bei den Angehörigen der Gepflegten. Die Diskussionen gingen auch nach Ende der Veranstaltung noch munter weiter.

 

Der nächste Rote Freitag findet am 30. November um 19.00 Uhr unter dem Titel „Wohin steuert China?“ wie gewohnt im Werner-Goldschmidt-Salon statt. Zu Gast sein wird der DKP-Vorsitzende Patrik Köbele.