Mahnwache zum 80 Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion

Gemeinsam mit dem Friedensforum Gelsenkirchen, der VVN-BdA Gelsenkirchen und weiteren Partnern rufen wir zu einer Mahnwache am 22. Juni 2021 von 17.00 Uhr bis 19.00 Uhr auf dem Heinrich-König-Platz an der Treppe vor der Altstadtkirche auf. Unter dem Motto „Nie wieder Krieg – 80 Jahre Überfall auf die UdSSR“ wollen wir an die Ereignisse erinnern und für eine aktive Friedenspolitik demonstrieren.

Vor 80 Jahren, am 22. Juni 2021 begann der Überfall des faschistischen Deutschlands auf die Sowjetunion. Es handelte sich dabei um keinen „normalen Krieg“, sondern um einen Weltanschauungs- und Vernichtungskrieg gegen den „jüdisch-bolschewistischen“ Feind. Ziel war die Vernichtung von Millionen Menschen durch direkten Mord oder durch Verhungern lassen, Millionen Menschen, die die Nazi-Barbarei in ihrer rassistischen Ideologie als Untermenschen bezeichnete. Die VVN-BdA erinnert gemeinsam mit weiteren Partnern am 22. Juni 2021 auch in Gelsenkirchen daran und ruft in Würdigung der Geschichte zu einer Friedenspolitik auf, die im Dialog mit Russland und den anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion eine neue Politik der Entspannung und Abrüstung in Europa ermöglicht.

Wie wir heute wissen gab es keine „saubere Wehrmacht“. Die Generalität der Deutschen Wehrmacht machte mit dem Kommissarbefehl, dem Generalplan Ost sowie dem Handeln der Einsatzgruppen deutlich, dass sie das Konzept des Weltanschauungs- und Vernichtungskriegs von Anfang an unterstützte und den Gegner nicht als gleichwertig, sondern als Untermensch ansah. Dieser Vernichtungswille zeigte sich in zahlreichen Mordaktionen, die Wehrmachtseinheiten und Einsatzgruppen gegen jüdische, slawische und Roma-Zivilist:innen in den okkupierten Gebieten verübten. Allein dem Massaker von Babi Jar fielen im September 1941 über 30.000 Menschen zum Opfer. Der Vernichtungs- und Weltanschauungskrieg brachte unendliches Leid über die Menschen und forderte mehr als 27 Millionen Opfer aus allen Teilen der Sowjetunion.

Wir verwahren uns gegen Formen der Geschichtsverfälschung, indem mit Verweis auf den deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg – und damit auch für den Überfall auf die Sowjetunion – den Opfern selber zugewiesen wird. Hatten doch Großbritannien und Frankreich in den Jahren zuvor der faschistischen Außenpolitik nichts entgegen gesetzt und sogar im Münchener Abkommen einer Zerstückelung der Tschechoslowakei zugestimmt. Auch Polen hatte von der Aufteilung des Landes profitiert.

Außerdem müssen wir erleben, dass in verschiedenen europäischen Ländern Kollaborateure des faschistischen Krieges, Freiwillige in den SS-Verbänden im Baltikum, die „Blaue Division“ in Spanien oder Bandera-Einheiten in der Ukraine als „Freiheitshelden“ in ihren jeweiligen Ländern gewürdigt werden und wie zum Beispiel in Riga (Lettland) jährlich einen „Tag der Ehre“ begehen. Hierin sehen wir verhängnisvolle Formen von Geschichtsrevisionismus, denen sich die VVN-BdA auch international entgegenstellt.

Wir erinnern daran, dass es die Rote Armee war, die im Verbund der Anti-Hitler-Koalition die Hauptlast der militärischen Befreiung Europas und auch unseres Landes getragen haben. Beginnend im Dezember 1941 mit der Schlacht vor Moskau, bei der die faschistische Illusion eines „Blitzkrieges“ platzte, im Februar 1943 mit der Niederlage der 6. Armee bei Stalingrad und dem anschließenden verlustreichen Vormarsch nach Westen. Möglich wurde dies im gemeinsamen Handeln der Roten Armee

• mit der Zivilbevölkerung, die in Leningrad einer Blockade von 900 Tagen standhielt, bevor es gelang, die faschistischen Aggressoren zu vertreiben, und an der Heimatfront enorme Anstrengungen in der Rüstungsproduktion unternahm,

• mit den Partisaneneinheiten, die im Rücken der deutschen Einheiten begannen, die Versorgungswege zu blockieren und durch eigene militärische Aktionen eine große Zahl von Einsatzkräften im Hinterland banden

• und mit Unterstützung der westalliierten Verbündeten, die durch Lieferung von Rüstungsgütern und weiteren Materialien die Kampffähigkeit der sowjetischen Streitkräfte unterstützten.

Wir erinnern daran, dass auch deutsche Antifaschist:innen, die in der Sowjetunion Exil gefunden hatten, aber auch deutsche Soldaten, die im Krieg auf die sowjetische Seite wechselten, ihren Anteil als Frontbeauftragte, in Einheiten der Roten Armee und in anderen Formen an der militärischen Niederschlagung des Faschismus gehabt haben.

In Erinnerung an alle diese Menschen treten wir ein
• für eine angemessene Erinnerung und Würdigung der Millionen Opfer des Vernichtungskrieges
• gegen jede Form von Geschichtsrevisionismus und Rehabilitierung von NS-Kollaborateur:innen
• für eine Friedenspolitik, die im Dialog mit Russland und den anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion eine neue Politik der Entspannung und Abrüstung in Europa ermöglicht.