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Stoppt alle Kriege!

Krieg - was ist Krieg? Angeblich geht es immer um hehre Ziele: Ehre, Vaterland, Frauenrechte, das Bohren von Brunnen, um Tapferkeit, Heldenmut, aber hinter diesem wohlfeilen Geschwätz verbirgt sich immer das Leid und das Sterben der Vielen, während die Waffenproduzenten unermesslich reich werden.

Krieg - was ist Krieg? Angeblich geht es immer um hehre Ziele: Ehre, Vaterland, Frauenrechte, das Bohren von Brunnen, um Tapferkeit, Heldenmut, aber hinter diesem wohlfeilen Geschwätz verbirgt sich immer das Leid und das Sterben der Vielen, während die Waffenproduzenten unermesslich reich werden.

Krieg bedeutet das Versagen der menschlichen Vernunft vor der Dummheit, dem Hass, der Habgier, der Kriegslüsternheit der wirtschaftlichen Eliten. Krieg bedeutet die Kapitulation der Menschlichkeit vor der Brutalität und der Perversion aller humanen Regungen. Krieg bedeutet Elend, Hunger, Not, verwaiste Kinder und Eltern, Kriegsversehrte an Leib und Seele. Und der Dank des Vaterlandes besteht wie in jedem Krieg aus Blechsternchen für die vermeintliche Heldenbrust und, wenn man Glück hat, aus einer Versehrtenrente, die zum Leben nicht reicht. Ungezählt die bettelnden Ex-Soldaten nach dem 1. Weltkrieg.

Die Soldaten des ersten Weltkrieges, dessen Beginn sich in diesem Jahr zum hundertsten Mal jährt, wussten, was Krieg heißt: Stellungskrieg in glühender Hitze und in Eiseskälte, Staub, Dreck, Schlamm, sich über Wochen nicht waschen zu können, von Läusen zerfressen zu werden, sich sein kärgliches Brot und Bett im Schützengraben mit Ratten zu teilen. Kein Schlaf, weil man Stunden und Tage unter Trommelfeuer liegt.

Krieg bedeutet tiefste Schuldgefühle, weil man tötet und beginnt sich dafür zu hassen, denn mit jedem, den man tötet, stirbt ein Stück von einem selbst. Krieg hieß für die Soldaten auf beiden Seiten, Freunde neben sich sterben zu sehen, Kameraden nicht helfen zu können, die um einen gnädigen Schuss bettelten, weil ihnen eine Granate die Eingeweide aus dem Leib gerissen hatte und sie im Stacheldraht hängen geblieben waren, deren Schreien man vielleicht tagelang ertragen musste, ohne etwas tun zu können. Daran war nichts Heldenhaftes, es war ein viehisches Sterben und Dahinvegetieren!

Im ersten Weltkrieg gab es Schlachten, bei denen in den ersten 5 Min. 25 000 Menschen ihr Leben verloren. Vor Gallipoli tobte fast 1 Jahr lang eine Schlacht, in der die Soldaten knietief im Schlamm steckten. Die Leichen der toten Freunde und Feinde, was immer diese Unterscheidung dann noch bedeuten mag, waren in Verwesung übergegangen und nicht mehr vom restlichen Schlamm zu unterscheiden. Man grub Schützengräben, und immer wieder kamen Leichenteile zum Vorschein, der Gestank nach Blut und Exkrementen war unbeschreiblich. Die Landschaft um diese Schlachten war lebensfeindlich, alles Lebendige war abgetötet, nur noch verkrüppelte Bäume und Schlamm. Das ist das Bild des Krieges für die, die daran teilnehmen müssen, da ist kein Platz für Sieger, da ist nur Tod und Sterben und Elend. Da ist der Staub weder gut noch böse.

Heute toben auf der Welt 45 Kriege, nur noch der neueste schafft es in die Hauptnachrichtensendung. Irak, Afghanistan und Syrien wurden abgelöst durch den Krieg in der Ukraine und jetzt vom Krieg in Gaza.
Beginnen wir wirklich wieder Krieg als normal zu betrachten, als eine Fortführung von Politik mit anderen Mitteln? Das wäre ein Armutszeugnis, das wir uns selbst ausstellen, ein Versagen vor der Geschichte. Es wäre Verrat an all den Toten der vergangenen Kriege, eine Schändung ihres Angedenkens, wenn wir nicht alles täten, um das Sterben zu beenden und neues Sterben zu verhüten.

Um das zu erreichen, helfen keine Sonntagsreden. Hier helfen klare vertragliche Absprachen zur Abrüstung, das Verbot von Rüstungsexporten und eine endlich wieder verantwortungsvolle Außenpolitik, für die Krieg keine Option ist, eine Ultima Irratio, wie Brandt es einmal bezeichnet hat.

Der Beginn des 1. Weltkrieges jährt sich nun zum 100. Mal und wir hören wieder die wohlfeilen Worte an den Gräbern der Millionen Toten, man müsse dafür sorgen, dass dies nie wieder geschehe. Diese Stimmen verstummen jedoch regelmäßig, wenn es um aktuelle Konflikte und Kriege geht. Da wird von den obersten Repräsentanten unseres Staates wieder die Anschaffung neuen Kriegsgeräts gefordert.

Da hört man Stimmen, dass unsere Wirtschaft Rüstungsexporte brauche. Da werden von Bundespräsident Gauck Menschen, die sich gegen den Krieg einsetzen, als glücksüchtig diffamiert und damit im Klartext als krank bezeichnet. Da gilt es als Rückkehr zur Normalität, dass wieder geschossen statt geredet wird. Menschen, die sich für Konsultationen und eine verantwortungsvolle Außenpolitik einsetzen, werden als Putinversteher in Misskredit gebracht.

Da schwadronieren deutsche Politikereliten auf der sogenannten Sicherheitskonferenz, im Klartext der Hauptveranstaltung der deutschen Rüstungslobbyisten, wieder darüber, dass Deutschland mehr Verantwortung übernehmen müsse, was nichts anderes bedeutet, als sich wieder vermehrt an kriegerischen Auseinandersetzungen zu beteiligen, und keiner scheint da, der diesem unseligen Treiben ein Ende setzt.

Nach dem Krieg hatte sich eine desillusionierte Generation auf die Fahnen geschrieben: Nie wieder Krieg! Wo sind deren Kinder und Enkel?
Der Ruf nach einer größeren Rolle Deutschlands wurde schon in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg laut, und heute: wieder die gleiche Großmannssucht, der gleiche Wille, endlich wieder bei den Großen mitzuspielen, die gleiche Blindheit.

Immer die gleichen Parolen, mit denen sich die Bevölkerung in den gleichen Rüstungswahn, in die gleichen Kriege hineinhetzen lässt, und wieder ein völliges Versagen, ja in Teilen eine Komplizenschaft der Mainstream-Medien mit den Kriegstreibern, den geistigen Brandstiftern, den Verantwortung-Übernehmern, die dann aber nie die Verantwortung tragen wollen und friedlich, in gesegnetem Alter in ihren Betten sterben.

Sprache ist immer verräterisch. Militärs reden nie vom Sterben, von verkrüppelten Leibern. Die Sprache der Militärs in jedem Land dieser Erde spricht von Kollateralschäden, von Weichzielen, von frischen Kräften, von Gefallenen, von humanitären Einsätzen, robusten Konflikten, von chirurgischer Kriegsführung und von der Verteidigung des Vaterlandes.
Spätestens da sollten wir hellhörig werden, denn wie Dürrenmatt es einmal so unnachahmlich formuliert hat: Vaterland nennt sich der Staat immer dann, wenn er sich anschickt, auf Massenmord auszugehen.

Für DIE LINKE Gelsenkirchen: © Bettina Peipe (bei Veröffentlichung Namensnennung nicht vergessen)