Fridays for Future trägt Klimaprotest nach Buer

Am 8. November veranstaltete die Fridays for Future-Bewegung in Gelsenkirchen einen Protestmarsch durch die Innenstadt von Buer. Startpunkt war eine Kundgebung vor der Volksbank, bei der die Redner*innen wiederholt auf den dringlichen Handlungsbedarf in Sachen Klimaschutz durch die Politik hinwiesen. Unser stellvertretender Sprecher Jonas Selter hielt ebenfalls einen Redebeitrag.

Der Text ist im Folgenden nachzulesen:

"Es ist wichtig den Protest in den Norden Gelsenkirchens zu tragen, auch um hier die Menschen wachzurütteln. Denn jeder Tag, an dem die verantwortlichen Politiker in Gelsenkirchen, in Deutschland und der Welt nichts machen, ist ein Tag der auf Kosten unserer Zukunft.
Heute stellen wir den Untätigen mal ein Zeugnis aus.
Was würdet ihr dort reinschreiben?
Im Fach Umwelt würde vielleicht Folgendes stehen: Die Schülerin schaut während des Unterrichts gerne aus dem Fenster. Die Umwelt interessiert sie nur auf Instagram. Das Klimapaket, ihre Abschlussarbeit, war ungenügend. Sie muss das Fach leider wiederholen. Ein Forscher des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung sagte zum Klimapaket sogar: „Dieses Eckpunktepapier ist klares Politik versagen.“ Die Schülerin hat damit nicht bestanden.
Kommen wir bei unserem Zeugnis zum Fach Sozialwissenschaften. Die Schülerin Bundesregierung überzeugte durch ihr Wissen über die Einkommensunterschiede in der Gesellschaft. So ist ihr zwar bewusst, dass je reicher jemand ist, desto mehr CO2 stößt dieser aus. Doch war es der Schülerin unmöglich dieses Wissen anzuwenden. Ihrer Meinung nach sollen lieber ärmere Menschen und jene, die nicht so reich sind, für den Klimaschutz bezahlen. Aus diesem Grund ist die Bundesregierung auch hier leider durchgefallen.
Im Fach Gesunde Ernährung sieht es nicht anders aus. Unsere Schülerin ist der Auffassung, jeden Tag Fleisch zu essen, hilft nicht nur den Bauern, sondern auch dem Wirtschaftswachstum. Plastikverpackungen bei Lebensmitteln sind für sie kein Problem. Ebenso kann sie keinen Bezug herstellen zwischen der Abholzung des Regenwaldes in Südamerika und Weideland für immer mehr Rinder. Die Schülerin sollte sich dringlichst über den Treibhausgas-Ausstoß der Landwirtschaft informieren. Ungenügend.
Das letzte Fach heißt Wissenschaftliches Arbeiten.
Und die Wissenschaft ist das größte Problem... für unsere Schülerin. Über 11.000 Wissenschaftler fordern im Fachmagazin BioScience, dass die Bevölkerung und Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft unverzüglich auf die Bedrohungen durch den menschengemachten Klimawandel reagieren. Allein 871 kommen davon aus Deutschland. Unsere Schülerin kennt die Zahlen.
Nicht auf die Vorschläge der Wissenschaftler zu hören, ist wie einen Kuchen ohne Rezept zu backen. Ein wenig Sand, etwas Lehm eine Priese Erde und alles mit Wasser vermengen. Beim Klimaschutz kommt aktuell ein Matschkuchen heraus.
Dabei haben die Klimaforscher längst Rezepte, wie der Kuchen allen schmecken kann. Ein Preis von 150€ pro ausgestoßener Tonne C02, die Förderung einer fleischarmen Ernährung, die Kohlekraftwerke früher als geplant schließen, die Menge an Abfall drastisch reduzieren. Durch die höheren Steuereinnahmen, könnten Menschen mit einem geringen Einkommen entlastet werden. Aber unsere Schülerin weiß es besser und ignoriert die Profis. Ungenügend!

Aber wir können mehr als nur ein Zeugnis ausstellen. Wir können hier in Gelsenkirchen die Politiker anstoßen etwas für den Klimaschutz zu tun. Was könnten solche Forderungen sein?
Gelsenkirchen ist eine Autostadt. Fußgänger und Radfahrer sind klar im Nachteil. Deswegen müssten diesen im Verkehr immer Vorrang gewährt werden, durch eine andere Ampelschaltung, durch eine geänderte Straßenführung und durch mehr Tempo 30 Zonen für Autofahrer. Kopenhagen hat es vorgemacht.

Die Stadt könnte mehr Unverpacktläden fördern. Zum Klimaschutz gehört auch am eigenen Kaufverhalten etwas zu ändern. Doch bisher fehlen in der Stadt echte Alternativen zu Penny, Rewe und Co. Unverpackte Konsumartikel reduzieren gleichzeitig die Menge an Müll. Die Müllabfuhr hätte also weniger zu tun.

Und eine letzte Forderung: Die Stadt könnte sich selbst die Verpflichtung geben, bei allen Entscheidungen die neusten Erkenntnisse der Klimaforschung zu berücksichtigen.
Dann müssten wir auch nicht hier stehen und ein schlechtes Zeugnis ausstellen.
Denn seien wir mal ehrlich, wer verteilt schon gerne schlechte Noten?

Aber solange das nicht passiert, machen wir weiter!"

Die nächste Kundgebung von Fridays for Future findet im Rahmen einer internationalen Aktionswoche am 29. November um 12 Uhr auf dem Heinrich-König-Platz statt.